Ein Fest im Bestattungswald?
Ein Fest im Bestattungswald?
Anfang September haben wir zu unserem ersten Waldfest eingeladen. Es war ein wunderbares Gefühl, inmitten unseres Waldes gemeinsam mit euch über das Leben, den Tod, das Abschiednehmen und die Trauer zu reden, zu fühlen und zu träumen.
Was für ein Tag… Für uns ist genau das in Erfüllung gegangen, was wir uns für dieses Fest gewünscht haben: Fremde Menschen jeden Alters, die sich teilweise noch nie tiefergehend mit Sterben, Abschiednehmen und Trauern befasst haben, sind miteinander ins Gespräch gekommen, haben sich geöffnet, Erinnerungen, Erfahrungen und Wünsche geteilt, Tränen fließen lassen und alle mit- und füreinander einen sicheren Raum geschaffen. Und all das inmitten von Bäumen und der Natur – in unserem wunderschönen Bestattungswald. Einen tolleren Veranstaltungsauftakt hätten wir uns nicht wünschen können.
"Es war sehr besonders, für die Lebenden
und gleichzeitig auch für die Toten eures Waldes zu lesen."
– Charlotte Wiedemann
Neues Leben im Abschiedsort
Liebevoll umschlossen von unserem Abschiedsort aus Wolle durften wir ein sehr harmonisches und doch breit gefächertes Programm an Vorträgen und Lesungen genießen. Von Kindertrauer über Nachhaltigkeit in der Bestattungswelt, die Wichtigkeit von Selbstbestimmung in Themen rund um das Lebensende und sehr persönliche Einblicke in verschiedenste Lebenssituationen war alles und noch mehr vertreten. Besonders schön war auch der Austausch, der nach jeder Lesung entstanden ist und unser Fest sehr bereichert hat.
Vorträge und Lesungen
Laurenz von Glahn ist Mikroorganismen- und Nährstoffkreislaufmanager bei Gut&Bösel und hat uns Zuhörende während seines Vortrags mit auf eine sehr berührende, wissenschaftliche und philosophische Reise durch den Boden, das Leben, das Universum und unser ganzes Sein genommen.
Autorin und Bestatterin Katrin Trommler hat aus ihrem gemeinsam mit Sarah Benz geschriebenen Buch Sarggeschichten vorgelesen und sehr intime, emotionale, persönliche Begegnungen und Erfahrungen mit dem Tod und der Trauer mit uns geteilt.
Fotografin, Bestatterin und Sterbebegleiterin Scarlett Werth hat nicht nur unserem Wald mit riesengroßen, auf Stoff gedruckten Abzügen ihrer Fotos eine ganz neue Wirkung verliehen, sondern auch einen mutigen, ehrlichen und sehr nah gehenden Text aus einer ihrer Sterbebegleitungen mit uns geteilt.
Abschließend hat Charlotte Wiedemann – ebenfalls Autorin und Bestatterin – uns einen ersten Einblick in ihr am 15. Oktober erscheinendes Buch „Die Kunst des Abschiednehmens“ gegeben und uns durch eine sehr beruhigende, friedliche Sterbemeditation begleitet. Wir freuen uns schon auf ihr neues Buch!
Ein Sarg im Wald?
Einmal Probeliegen im Sarg? Hendrik und Nats von Junimond hat es möglich gemacht – wie gewohnt wunderschön in Szene gesetzt, liebevoll betreut und eingerahmt in eine Ausstellung ihrer spannenden Interview & Foto-Serie „Mein Abschied“.
Bei Anne Hartmann von Kraut und Blüte konnten unsere Besucher*innen ihren eigenen Blütenschmuck gestalten und mit nach Hause nehmen. Außerdem hat sie Dekoration für abbaubare Urnen ausgestellt – plastikfrei, langlebig & regional. Und selbstverständlich wunderschön.
"So wie heute habe ich noch nie über den Tod nachgedacht – und ich bin über 80 Jahre alt! Dabei ist das so wichtig und spannend. Vielen Dank für die vielen Anregungen, ich muss jetzt erst einmal in Ruhe über das alles nachdenken. Wir sehen uns wieder!"
– Gästebucheintrag
Traust du dich?
Sterbe- und Trauerbegleiterin Lona Jerrentrup von der Trauerwerkstatt Berlin hat den Trau dich! Pfad betreut und ist dort einfühlsam mit unseren Besucher*innen ins Gespräch gekommen: Über die häufigsten Todesursachen, die Auseinandersetzung mit der eigenen Beerdigung, Angst vor dem Tod und vieles mehr…
Kristin Schall ist Bestatterin und Trauerbegleiterin bei hi Trauer. Auf unserem Waldfest hat sie unsere Gäst*innen mit ihrer warmen, zugewandten Art zu einem Zwiegespräch mit ihrer eigenen Trauer eingeladen: Welche Rolle spielt deine Trauer gerade in deinem Leben? Und was für Wünsche hat sie eigentlich?
Auch unser Trauermonster-Pfad wurde an diesem Tag eingeweiht! Bernd und sein Trauermonster wohnen normalerweise in Hamburg bei Vergiss Mein Nie, haben seit neustem aber auch einen Zweitwohnsitz bei uns im Wald und zeigen auf sehr treffende, liebevolle Weise verschiedene Herausforderungen von Trauernden.
Kulinarisch verköstigt wurden wir von unseren Nachbar*innen von Gut&Bösel, die uns mit einem extra für das Waldfest kreierten Menü und köstlichen Getränken um- und versorgt haben. So können wir rundherum glücklich auf diesen Tag zurückblicken, erfüllt von all den Begegnungen, neu entstandenen Verbindungen und geteilten Visionen und gleichzeitig voller Vorfreude auf unser zweites Waldfest im nächsten Jahr! Wer einen kleinen Einblick in Form von Bewegtbildern bekommen möchte, findet hier ein Video!