Der Herbst ist da – und mit ihm die Trauer

Der Herbst ist da – und mit ihm die Trauer

Für viele Trauernde beginnt mit dem Jahreszeitenwechsel eine Zeit, in der die Einsamkeit lauter und die Trauer schwerer wird. Wir verraten dir, wie du bei Trauer im Herbst unterstützen kannst – Trauernde in deinem Umfeld und auch dich selbst.

Was hilft bei Trauer im Herbst?

Der Sommer ist vorbei. Das Leben der meisten Menschen verlagert sich mit jedem Tag mehr nach drinnen und die Feiertage rücken immer näher. Sich gemütlich Zuhause einkuscheln, wenn es draußen dunkel, kalt und nass ist, viel Zeit mit den Liebsten verbringen, (Familien-)Traditionen aufleben lassen und mit möglichst jeder Faser unseres Körpers Geborgenheit tanken – das ist, was vielen von uns den Herbst versüßt. Was aber, wenn der Mensch, der unser Zuhause war, nicht mehr da ist und alles, was bleibt, Trauer ist? Was, wenn Mamas Kürbissuppe plötzlich selbst gekocht und die traditionelle, den Herbst einläutende Serie ohne die beste Freundin geschaut werden muss? Und was, wenn Herbstanfang bedeutet, dass auch Weihnachten nicht mehr weit ist?

Natürlich ist die Trauer immer da, nicht nur im Herbst.
Doch der mit dem Herbst einhergehende Wetterumschwung bringt viele Veränderungen mit sich, die den Alltag Trauernder deutlich erschweren können – nicht nur im ersten Trauerjahr.

Was kann ich tun, um trauernde Personen in meinem Umfeld zu unterstützen?

Es gibt kein allgemein gültiges Rezept, mit dessen Anleitung du Trauernden etwas Gutes tun kannst. Und ehrlicherweise kannst du, selbst wenn du all unsere Tipps auf einmal befolgst, keiner trauernden Person auch nur ein Gramm ihrer Trauer abnehmen. Aber du kannst ihnen das Gefühl vermitteln, gesehen zu werden. Du kannst ihnen zeigen, dass du an ihre verstorbenen Liebsten denkst, indem du gemeinsame Erinnerungen teilst oder nach Geschichten fragst, wenn du die Person selbst nicht gekannt hast. Du kannst deutlich machen, dass du keine Angst vor ihrer Trauer hast.

Nachfragen – aber wie?

Falls es dir schwer fällt, Fragen über Trauer, Verlust und Verstorbene zu stellen, weil du nicht weißt, ob sich dein Gegenüber darüber freuen oder deine Fragen zu viel finden würde, kannst du auch im ersten Schritt genau das einfach aussprechen: „Ich würde gerne mit dir über deine Trauer sprechen, bin aber unsicher, ob du das auch möchtest?“ So drückst du deine Anteilnahme aus, kannst aber gleichzeitig sicher sein, die trauernde Person nicht mit deinen Fragen zu überrollen. Du weißt nicht, wie genau du deine Anteilnahe ausdrücken kannst? Hier ein paar Beispiele für dich:

  • Wie geht es dir momentan mit deiner Trauer?
  • Welche Erinnerungen hast du an den Herbst/Winter/die Weihnachtszeit mit … ? Gibt es davon Fotos, die du mir zeigen möchtest?
  • Was vermisst du gerade besonders?
  • Gibt es eine Tradition, die du (gemeinsam mit mir) fortführen möchtest? Ich weiß, es ist nicht dasselbe. Aber wenn du möchtest, bin ich gerne dabei.
  • Hast du Lust, einen der Adventssonntage mit mir zu verbringen?
  • Fällt dir etwas ein, das ich tun kann, um dich in den kommenden Wochen zu unterstützen/dir die Zeit ein wenig zu erleichtern?

 

Unterschätze nicht die Kraft kleiner Aufmerksamkeiten.

Was auch immer guttut, wenige Worte und gar keinen Mut braucht: Durch kleine Freuden im Alltag zeigen, dass die trauernde Person nicht allein ist und du an sie denkst. Ob es eine Nachricht wie „Guten Morgen, ich denk an dich und schicke dir ganz liebe Grüße/eine Umarmung.“, eine Einladung auf einen Herbstspaziergang, einen gemeinsamen Kaffee oder einen Kinofilm ist, ein Blumenstrauß oder ein spontaner Anruf – bestimmt fällt dir etwas ein, um jemandem einen kurzen Moment der Freude zu bereiten. Unterschätze niemals, wie wichtig und berührend vermeintlich kleine Gesten sein können.

Beim Trauern gibt es kein richtig oder falsch.
Lass dich nicht von deinem Umfeld oder unserer Gesellschaft verunsichern. Niemand außer dir selbst weiß, was dir guttut.

Was kann ich als trauernde Person für mich selbst tun, um den Herbst zu überstehen?

Eine der größten Herausforderungen in der Trauer ist für viele Menschen das Gefühl, alleine zu sein. Weil jemand geliebtes schmerzlich vermisst wird, aber auch, weil das Umfeld die eigene Lebenslage nicht nachfühlen kann. Denn ganz egal, wie sehr sich eine Person auch bemüht, nichts kann den Austausch mit anderen Trauernden, die ähnliches erlebt haben, ersetzen. Deswegen können wir dich nur dazu ermutigen, das Gespräch mit anderen Trauernden zu suchen. Ob in der Familie, dem Freundeskreis oder einer Trauergruppe. Auch online gibt es neben diversen privaten Trauerblogs auf Instagram Angebote wie die Trosthelden, wo du dich mit anderen Trauernden vernetzen und austauschen kannst.

Reden hilft!

Unabhängig davon, ob dein Gegenüber Verlusterfahrungen gemacht hat oder nicht: Sprich darüber, wie es dir geht, was du vermisst, wann es besonders wehtut. Am schönsten ist es natürlich, wenn du aktiv von Anderen auf deine Trauer und deinen Verlust angesprochen wirst, aber auch wenn das nicht der Fall ist, darfst du darüber sprechen. Wenn es dir innerhalb deiner Familie oder deiner Freundschaften nicht möglich ist oder zu schwer fällt, findest du vielleicht jemanden bei der Arbeit oder in der Nachbarschaft – die Wahrscheinlichkeit, dass du in deinem unmittelbaren Umfeld nicht die einzige trauernde Person bist, ist höher, als du vielleicht denkst.

Ein guter Mix aus Plänen und freier Zeit

Rauszugehen, Pläne zu machen und andere Menschen zu treffen ist genau so wichtig wie freie Zeit, die du mit dir selbst verbringen und spontan und flexibel so gestalten kannst, wie du es in diesem Moment gerade brauchst. Versuche, in deinem Alltag Räume für beide Situationen zu schaffen. Wenn es dich anstrengt, viel zu reden, kannst du auch Unternehmungen planen, die tendenziell nicht so viele Gespräche beinhalten und den Fokus eher auf das legen, was ihr gerade tut: Kino, töpfern, Mini Golf spielen – bestimmt fällt dir etwas und jemand ein!

Dein Körper und die Trauer

Häufig wird schnell zu Sport und Bewegung geraten und ja, ehrlicherweise kann das ziemlich hilfreich sein. Allerdings finden wir es wichtig, dass du erst einmal in deinen Körper hinein hörst und herausfindest, was er überhaupt gerade braucht. Denn Trauerprozesse beeinflussen nicht nur unsere Psyche, sondern auch unseren Körper – und das nicht zu wenig. Also, bevor du das Gefühl bekommst, dich zwischen Yoga, Fitness-Studio und Joggen entscheiden zu müssen, finde doch erst einmal heraus, ob du vielleicht stattdessen einfach mal einen Abend auf dem Sofa, einen Saunabesuch oder eine Massage benötigst. Manchmal reicht statt einem Spaziergang auch fünf Minuten Stoßlüften und einmal den Kopf aus dem Fenster halten.

Bau dir deine eigene Kuschelhöhle

Es ist Herbst. Es ist früh dunkel, draußen oft kalt, windig und nass. Deine Stimmungen und Gefühle verhalten sich womöglich ähnlich wie das Wetter vor dem Fenster und oft willst du am liebsten einfach nur Zuhause sein. Unser Tipp: Mach genau das! Bleib Zuhause, grab dich ein. Und wenn die Kraft reicht: Sorge für etwas Extra-Gemütlichkeit. Kerzen, Lichterketten, eine neue Kuscheldecke, ein weicher neuer Hoodie, Lieblingssnacks … was immer du brauchst, besorge es dir! Ohne schlechtes Gewissen. Sich verschanzen ist okay und nichts, wofür du dich schlecht fühlen musst. Und wieso dann nicht auch gleich richtig gemütlich?

Eine große Bitte haben wir noch an dich:

Sei verständnisvoll und einfühlsam mit dir selbst. Denn auch wenn ein großer Teil unserer Gesellschaft das leider (noch) nicht weiß: Trauer ist ein verdammt intensiver Prozess, der sowohl emotional als auch körperlich enorm viel Kraft kosten kann. Hör auf deinen Körper, wenn alles in dir nach Zurückgezogenheit und Ruhe schreit. Hab den Mut, Verabredungen abzusagen, schau mehr Filme, iss mehr Pizza, mach weniger Sport. Trauer verändert uns. Und das nicht nur einmal punktuell, sondern immer wieder. Dass du diesen Herbst zurückgezogen in deiner Wohnung verbringst, muss nicht heißen, dass der nächste genau so sein wird. Gib dir Zeit, sorge gut für dich und hab Vertrauen, dass auch wieder leichtere Zeiten auf dich warten.

 

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